Gesundheitswesen 2019; 81(11): 907-910
DOI: 10.1055/s-0044-101143
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Musikalische Inaktivität – ein Risikofaktor? Vorstellung eines kurzen Fragebogens zur Erfassung der musikalischen Aktivität (MusA)

Musical Inactivity – A Risk Factor? A Short Questionnaire to Assess Musical Activity (MusA)
Isabel Fernholz
1   Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin
2   Berliner Centrum für Musikermedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin
3   Kurt-Singer-Institut für Musikphysiologie und Musikergesundheit, Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin, Berlin
4   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Campus Charité Mitte, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin
,
Juliane Menzel
1   Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin
5   Bundesinstitut für Risikobewertung, Abteilung Lebensmittelsicherheit, Berlin
,
Hans-Christian Jabusch
6   Institut für Musikermedizin, Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden, Dresden
,
Heiner Gembris
7   Institut für Begabungsforschung in der Musik, Universität Paderborn, Paderborn
,
Felix Fischer
1   Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin
8   Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Psychosomatik, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin
,
Friederike Kendel
2   Berliner Centrum für Musikermedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin
9   Institut für Medizinische Psychologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin
,
Gunter Kreutz
10   Institut für Musik, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Oldenburg
,
Alexander Schmidt
1   Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin
2   Berliner Centrum für Musikermedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin
3   Kurt-Singer-Institut für Musikphysiologie und Musikergesundheit, Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin, Berlin
11   Klinik für Audiologie und Phoniatrie, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin
,
Stefan N. Willich
1   Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin
2   Berliner Centrum für Musikermedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin
,
Cornelia Weikert
1   Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin
5   Bundesinstitut für Risikobewertung, Abteilung Lebensmittelsicherheit, Berlin
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. Februar 2018 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund Zusammenhänge zwischen musikalischer Aktivität und dem Auftreten von Erkrankungen sind bisher nur in wenigen Studien untersucht, obgleich es viele Hinweise gibt, dass musikalische Aktivität einen Einfluss auf physiologische, pathophysiologische, psychische und kognitive Prozesse hat. Eine Ursache für die geringe Anzahl größerer Studien könnte das Fehlen eines geeigneten Erhebungsinstrumentes sein.

Ziel Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Überblick über Erhebungsinstrumente zur Erfassung von Musikalität und musikalischer Aktivität zu geben. Ein Schwerpunkt liegt dabei in der Vorstellung eines neu entwickelten Fragebogens (MusA), der die musikalische Aktivität (aktives Musizieren und Musikrezeption) erfasst und derzeit bereits in der NAKO Gesundheitsstudie eingesetzt wird.

Methode Mittels Literaturrecherche wurden Fragebögen identifiziert, die Musikalität und/ oder musikalische Aktivität erfassen. Von einer Expertenrunde wurde ein neuer deutschsprachiger Fragebogen entwickelt und in einer kleinen Studie hinsichtlich seiner Reliabilität getestet (n=121, Männer und Frauen im Alter von 18 bis 70 Jahren).

Ergebnisse Bei der Literaturrecherche wurden 3 Fragebögen (Gold-MSI, MUSE, MEQ) identifiziert, die sich mit Aspekten der Musikalität und musikalischen Aktivität mit jeweils unterschiedlicher Schwerpunktsetzung befassen. Alle 3 Instrumente sind als umfangreiche psychometrische Skalen zu bewerten, die sich insbesondere der Musikalität widmen. Bisher steht nur der Gold-MSI in einer deutschen Übersetzung zur Verfügung. Keiner der 3 bestehenden Fragebögen erfasst die musikalische Aktivität differenziert. Der neu entwickelte, kurze MusA-Fragebogen, bestehend aus 9 Fragen mit einer maximalen Ausfülldauer von 3 bis 5 Min, schließt diese Lücke.

Zusammenfassung Es stehen nur wenige Fragebögen zur Erfassung von Musikalität und musikalischer Aktivität mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung zur Verfügung. Der neu entwickelte deutschsprachige MusA dient der differenzierten Erfassung von musikalischer Aktivität und soll eingesetzt werden, um in größeren populationsbasierten aber auch klinischen Studien wie z. B. der NAKO Gesundheitsstudie aktives Musizieren und Musikhören als eigenständige Faktoren im Zusammenhang mit Prävention und Therapie chronischer Erkrankungen untersuchen zu können.

Abstract

Background There is only a limited number of studies on associations between musical activity and health issues. It seems that musical activity has physiological and psychological benefits, as well as effects on the mental capacity, but this has been studied only in a few clinical and epidemiological studies. One reason might be that no appropriate survey instrument assessing musical activity is available.

Aim of the study Here we provide an overview of survey instruments that assess musicality and musical activity. One focus is the presentation of a newly developed German questionnaire (MusA), which assesses musical activity (active music making and music reception) and was specifically developed for the “German National Cohort”, a German health study.

Method Through literature research, questionnaires were identified that assess musicality and / or musical activity. A new German questionnaire was developed from a panel of experts and tested in a small study (n=121, women and men age 18–70 years).

Results In the literature research, 3 questionnaires were identified which focus on musicality and musical activity with different aspects (Gold-MSI, MUSE, MEQ). All 3 instruments may be characterized as large psychometric scales, which especially assess aspects of musicality in the English language. The Gold-MSI is additionally available in German. None of the existing questionnaires covers musical activities in detail. A new short German questionnaire consisting of 9 questions with a maximum filling time of 3–5 min has been developed.

Conclusion There are few questionnaires available for assessing musicality and musical activity with different aspects. The newly developed MusA in the German language focuses on the assessment of musical activity and is intended to be used in larger, population-based as well as clinical studies, to examine music activities and listening to music as independent factors in connection with prevention and therapy of chronic diseases.